Angesichts der wirtschaftlichen und logistischen Schwierigkeiten, die es den meisten Christen aus Libanon und Syrien so gut wie unmöglich machen, am WJT in Lissabon teilzunehmen, sind lokale Initiativen geplant, um diesen jungen Menschen eine möglichst ähnliche Erfahrung zu bieten.
Kurz vor Beginn des Monats August treffen Hunderttausende von jungen Pilgern die letzten Vorbereitungen, um vom 1. bis 6. August zum neuen Weltjugendtag (WJT) mit Papst Franziskus nach Lissabon zu reisen. Viele andere junge Menschen aus der ganzen Welt werden jedoch aufgrund praktischer oder finanzieller Schwierigkeiten nicht in der Lage sein, die Reise anzutreten.
Damit sie zumindest teilweise die WJT-Erfahrung teilen können, unterstützt das internationale päpstliche Hilfswerk Aid to the Church in Need (ACN) in diesem Jahr lokale Veranstaltungen in Syrien und im Libanon, die zur gleichen Zeit wie der WJT in Lissabon stattfinden werden.
„Die meisten jungen Menschen aus dem Libanon können wegen der vielen Probleme, mit denen ihr Land konfrontiert ist, nicht nach Portugal reisen, um am Weltjugendtag teilzunehmen“, sagt Roy Jreich von der Jugendabteilung der ‚Versammlung der katholischen Patriarchen und Bischöfe im Libanon‘ (APECL), und verweist auf die grassierende Inflation und die politische Instabilität, die in Beirut seit Jahren eine funktionierende Regierung unmöglich macht. „Wir glauben, dass diese Veranstaltung wichtig ist, um junge Menschen aus verschiedenen Regionen zusammenzubringen, ihnen spirituelles Wissen zu vermitteln und ihr Bewusstsein für ihre Rolle als künftige Führungskräfte dieser Nation zu schärfen.“
„Dieses Ereignis steht für Optimismus, Kontinuität und Freude, und bringt unvergessliche Erfahrungen mit sich, die es den jungen Menschen ermöglichen, die Mission der Kirche fortzusetzen und sich auf unterschiedliche Weise zu entwickeln“, fügt Jreich hinzu.
Zu dem Treffen auf dem Libanonberg, das zeitgleich mit der Begegnung Papst Franziskus‘ mit jungen Menschen in Lissabon stattfindet, werden mehr als tausend Jugendliche erwartet. Es ist so angelegt, dass es dem traditionellen Ablauf eines internationalen Weltjugendtags so nahe wie möglich kommt, mit einem Kreuzweg, Anbetung, Katechese und Workshops sowie einer großen Abschlussmesse unter dem Vorsitz des maronitischen Patriarchen, Kardinal Bechara Boutros Rai.
“Junge libanesische Katholiken leiden unter Armut und Arbeitslosigkeit und unter dem Zusammenbruch des politischen Systems ihres Landes. Heute verlassen die meisten jungen Katholiken, die einen Universitätsabschluss machen, sofort das Land. Mit diesem Projekt wollen wir nicht nur die verschiedenen katholischen Riten – maronitisch, melkitisch, syrisch, armenisch, chaldäisch und lateinisch – vereinen, sondern auch die jungen Menschen ermutigen, die schwierige Entscheidungen treffen müssen und über ihre Zukunft in einem Land nachdenken, das auseinanderfällt“, sagt Xavier Bisits, ACN-Projektleiter im Libanon und in Syrien.
Erste WJT-Veranstaltung in Syrien
Wenn die jungen libanesischen Christen beginnen, sich auf dem Libanonberg zu versammeln, wird die erste Versammlung dieser Art in Syrien mit etwa tausend jungen syrischen Christen begonnen haben. Ist es für Libanesen schwierig, ins Ausland zu reisen, so ist es für Syrer aufgrund des Bürgerkriegs und der Schwierigkeiten schier unmöglich, ein Visum für Europa zu bekommen.
Das Treffen wird in Saidnaya stattfinden, das Xavier Bisits als „eine der wichtigsten christlichen Pilgerstätten in Syrien seit mehr als 1.500 Jahren“ bezeichnet. Dort befindet sich das Kloster Saidnaya, ein wichtiges christliches Pilgerzentrum, das der Muttergottes gewidmet ist.
„Angesichts der zahlreichen dschihadistischen Angriffe auf Saidnaya im Bürgerkrieg ist die Tatsache, dass diese Veranstaltung dort stattfinden kann, ein kleines Wunder. Es wird die erste nationale Veranstaltung dieser Größenordnung für die syrische Jugend in der Geschichte sein.“
Ziel des Projekts ist es, mindestens 50 Christen aus jedem syrischen Gouvernement zusammenzubringen, um an geistlichen Gruppen, Schulungen, Unterhaltung und liturgischen Feiern teilzunehmen. Die Veranstaltung findet zwischen dem 2. und 5. August statt.
„Die meisten jungen Syrer können nur davon träumen, zu einer Veranstaltung wie dem Weltjugendtag zu reisen. Für die meisten von ihnen wäre es unmöglich, ein Visum zu bekommen, und wegen des Zusammenbruchs der Landeswährung könnten sie auch nicht für Lebenskosten oder Flugtickets aufkommen.“
„Auch wenn es sich um eine offiziell katholische Veranstaltung handelt, sind orthodoxe junge Menschen herzlich willkommen. Wir erwarten, dass die Teilnehmer jeweils einen sehr unterschiedlichen Hintergrund haben werden“, erklärt Xavier Bisits.
Ermutigung durch den Papst
Obwohl sie nicht in Lissabon anwesend sein können, hoffen die syrischen und libanesischen Christen, auf diese Weise ihre Verbundenheit mit der Weltkirche und Papst Franziskus zu zeigen und zu stärken. Einige der wichtigsten Veranstaltungen in Lissabon werden per Videolink zu sehen sein, so dass die jungen Menschen sich als Teil des WJT fühlen können. Darüber hinaus hat Papst Franziskus selbst eine Botschaft an die Teilnehmer des Treffens in Syrien gesandt.
„Ich lade die jungen Menschen in Syrien ein, Jesus zu bringen, wie Maria es getan hat, und ihn zu allen Menschen zu bringen, damit sie ihrerseits Träger seiner Liebe sein können“, sagt der Papst, und weiter: „Ich lade euch ebenfalls dazu ein, in eurem Glauben, eurer Hoffnung und eurer Liebe zueinander und zu eurem Land auszuharren und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht zu verlieren.“
Papst Franziskus ermutigt die jungen Christen außerdem, „euch daran zu erinnern, dass Jesus an eurer Seite ist und dass die ganze Kirche euch nahe ist, mit euch und für euch betet und euch mit eurer Hoffnung, eurem Mut und eurer Solidarität liebt. Ihr werdet eure Kirchen wiederbeleben, euer Land wieder aufbauen und Frieden und Ruhe wiederherstellen.“
Mit der Unterstützung dieser Veranstaltungen erfüllt ACN sein erklärtes Ziel, mehr in Initiativen zu investieren, die sich an junge Menschen im Nahen Osten richten, um ihren Glauben zu stärken und sie zu ermutigen, trotz der Schwierigkeiten in ihren Heimatländern zu bleiben, um der christlichen Präsenz in der Region Kontinuität zu verleihen.