Anwaltschaft

 

Mit weltweiter Projektarbeit erreicht ACN Millionen von Christen in aller Welt. Um ihr politisches Umfeld zu verbessern, bedarf es jedoch mehr. Ein Hebel sind die Information und Motivation staatlicher und länderübergreifender Stellen, damit diese auf lokale Regierungen einwirken können. So wirkt ACN als Anwalt der Nächstenliebe und der notleidenden Christen.

ACN ist unabhängig von staatlichen Subventionen und Beeinflussungen. Das Werk kann aber Regierungen, die sich für Religionsfreiheit und notleidende Christen einsetzen wollen, mit verlässlichen Partnern vor Ort zusammenbringen. So gelingt es uns häufig, politische Entscheidungsträger für die weltweit zunehmende Christenverfolgung zu sensibilisieren und über Hintergründe aufzuklären.

Im Jahr 2022 konzentrierten wir unser Engagement für verfolgte Christen hauptsächlich auf zwei Länder: Nigeria und Pakistan. Nigeria ist heute eines der Länder, in denen weltweit die meisten Christen getötet werden. Die Regierung in Abuja schweigt, ebenso wie viele politisch Verantwortliche im Westen. Zudem hat die Biden-Regierung Nigeria ohne Angabe von Gründen zum ersten Mal seit zehn Jahren von der Liste der „Countries of Concern“ (d. h. „besorgnis- erregende Länder“) der USA gestrichen.

Bischof Anagbeaus Makurdi, Nigeria, vor dem Europäischen Parlament.
Bischof Anagbeaus Makurdi, Nigeria, vor dem Europäischen Parlament.

Die von Bischof Wilfred Anagbe geleitete Diözese Makurdi im Bundesstaat Benue ist ein Hotspot der Gewalt in Nigeria. Etwazwei Millionen der insgesamt fünf Millionen Einwohner des Bundesstaates wurden vertrieben. Um verstärkt auf die Gewalt in Nigeria aufmerksam zu machen, haben wir im Berichtsjahr den Fokus auf diese Miss- stände gelegt und sie auf mehreren inter- nationalen Treffen zur Sprache gebracht.

Auch in Pakistan leiden die religiösen Minderheiten. Insbesondere Christen und Hindus sind dort weiterhin Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Dazu gehören Missbrauch der Blasphemie-Gesetze, sexuelle Gewalt sowie Zwangskonversion und Zwangsheirat, denen junge Mädchen und Frauen häufig ausgesetzt sind. Die Diskriminierung von religiösen Minderheiten zeigt sich in Pakistan aber auch durch die Verletzung der Bildungsfreiheit. Letztere ist durch den auf der Grundlage des Islam verfassten „Einheitlichen Nationalen Lehrplan“ stark eingeschränkt. In Zusammenarbeit mit Projektpartnern in Pakistan konnte ACN insbesondere auf EU-Ebene auf die anhaltenden Verletzungen der Religionsfreiheit und die Verfolgung von Christen aufmerksam machen.

Bei all unseren Aktivitäten geht es uns immer darum, Synergieeffekte zu erzielen und Multiplikatoren zu erreichen, um

so die Meinungsführer über die Not der Christen zu informieren und zum Dialog und zum Handeln zu mobilisieren.

Juni

In Straßburg hielt ACN ein Seminar vor Mit- gliedern der Europäischen Volkspartei, die sich seit Jahren für den Schutz von Christen einsetzen. Die Abgeordneten hatten unsere Stiftung gebeten, ein Seminar zum Thema „Wie auf Christenverfolgung reagiert wer- den kann und Missbräuche dokumentiert werden können“ zu veranstalten.

F. Ripka, ACN Deutschland, und M. Clark bei Prof. M. Grütters MdB im Deutschen Bundestag.
F. Ripka, ACN Deutschland, und M. Clark bei Prof. M. Grütters MdB im Deutschen Bundestag.

September

In einem Schreiben an die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, forderten 40 Abgeordnete des Europäischen Parlamentes die Ernennung eines EU-Sonderbeauftragten für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Dabei wurden auch Informationen von ACN zitiert. Zusammen mit anderen katholischen Organisationen wurde ACN in die US-Vertretung beim Heiligen Stuhl in Rom zu einem Treffen mit dem US-Sondergesandten für Geiselnah- men-Problematik eingeladen. Anlass für das Treffen waren die wachsende Gewalt und die vielen Entführungen, von denen insbesondere Priester und Schwestern betroffen sind. ACN arrangierte dazu eine Zoom-Ansprache der Projektpartnerin Schwester Nkiru aus Nigeria.

Irakische, syrische und englische Kirchenvertreter im britischen Parlament zur Lage im Nahen Osten.
Irakische, syrische und englische Kirchenvertreter im britischen Parlament zur Lage im Nahen Osten.

Oktober

ACN organisierte den Besuch einer nigerianischen Delegation mit Bischof Wilfred Anagbe von Makurdi und weiteren nigerianischen Informanten bei den drei EU-Gremien Parlament, Kommission und Mitgliedstaaten. Bei diesem Treffen wurde über die fast täglich stattfindenden Angriffe auf Christen, die Situation der Binnenflüchtlinge und die Gefahr einer Hungers-not berichtet. Ein weiteres Thema war die Einrichtung einer Wahlbeobachtungskommission im Hinblick auf die nationalen Wahlen in Nigeria im Februar 2023. Ziel war es, die katholische Kirche in diese Kommis- sion einzubeziehen, da sie Erfahrung mit der Überwachung der Wahltransparenz hat.

Bischof B. Meier, Augsburg, mit Bischof W. Anagbe, Nigeria, bei einer Gebetsveranstaltung.
Bischof B. Meier, Augsburg, mit Bischof W. Anagbe, Nigeria, bei einer Gebetsveranstaltung.

Während eines Regierungstreffens in der slowakischen Hauptstadt Bratislava zum Thema Religionsfreiheit traf sich der nigerianische Bischof Wilfred Anagbe mit nationalen Regierungsvertretern für Religionsfreiheit aus Großbritannien, Tschechien, Polen, Ungarn, Slowenien, Rumänien und Österreich. Dabei erhielt der Bischof Unterstützungs- zusagen für seine Bitten. Alle Teilnehmer konnten ihren jeweiligen Außenministern Botschaften übermitteln. Das slowakische Parlament verabschiedete daraufhin eine Resolution, in der Verletzungen der Religionsfreiheit angeprangert wurden. Darin wurde auch der Religionsfreiheitsbericht von ACN zitiert.

November

ACN nahm in Bali an dem ersten Treffen der „Engagement Group“ der G20 zum Thema Religion teil, das aus 60 Personen aus verschiedenen Ländern und Religionen bestand. Es wurde eine strategische Planung für die Zukunft der Religionsfreiheit erörtert.

Pressekonferenz zur ACN Red Week in der tschechischen Hauptstadt Prag.
Pressekonferenz zur ACN Red Week in der tschechischen Hauptstadt Prag.

Dezember

Bei einem Treffen mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst zum Thema „Verletzung der Religionsfreiheit in Pakistan“ präsentierte ACN Unterlagen, die die Abgeordneten motivierten, sich für mehr Religionsfreiheit einzusetzen.

Meeting on the occasion of #RedWednesday with the representatives of ACN UK.
The Apostolic Nuncio in Germany receives the Religious Freedom Report from the ACN President.
Pope Francis at the launch of the Religious Freedom Report.
Panel at the International Religious Freedom Summit in Washington.
The Prince of Wales with the Director of ACN UK and the Chair of the FoRB Forum.
At the National Catholic Commission for Justice and Peace (NCJP) in Pakistan.