Priester ruft „alle auf, bei den Ermittlungen vor Ort zu helfen“, um die Wahrheit über das Pfingstmassaker in Nigeria aufzudecken.

Es gibt immer noch keine Informationen bezüglich der Schuldigen an der Ermordung dutzender Menschen während der Pfingstsonntagsmesse in Owo, in der Diözese Ondo in Nigeria. In einem exklusiven Interview mit Aid to the Church in Need (ACN), spricht der Priester Augustine Ikwu, Direktor für Soziale Kommunikation der Diözese, über den Zustand der Verwundeten und darüber, wie die Kirche vor Ort alles ihr Mögliche unternimmt, um weitere Gewalt zu verhindern.

Wie viele Menschen wurden genau bei dem Anschlag am vergangenen Sonntag getötet oder verletzt?

In der Leichenhalle befinden sich 38 bestätigte Opfer. Darunter sind fünf Kinder – ein Mädchen und vier Jungen -, zwei junge Teenager und 31 Erwachsene, zwölf Männer und 19 Frauen. Aber wir versuchen immer noch, die Namen derer zu ermitteln, die im Krankenhaus liegen. Uns liegen schon einige Namen vor, doch Einzelne wurden in private Krankenhäuser gebracht. Wir versuchen, die Familien all derjenigen, die in der Kirche waren, zu kontaktieren, um alle zu erfassen. Außerdem rufen wir alle auf, die sich um die Leichen ihrer Familienmitglieder gekümmert haben, sich bei uns zu melden.  Darum können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine endgültige Zahl der Verletzten veröffentlichen.

Wie ist der Zustand der Verwundeten? Könnte die Zahl der Toten noch steigen?

Ich war gestern im Krankenhaus und habe alle gesehen, die dort waren. Die meisten befinden sich in einem relativ stabilen Zustand, wenige sind in einem kritischen Zustand, was die Verletzungen angeht. Die Ärzte leisten eine großartige Arbeit und ich hoffe, diese Verwundeten werden mit Gottes Hilfe, unseren Gebeten und dem Einsatz des medizinischen Personals überleben.

Was wissen wir über die Angreifer?

Wir haben bisher noch nichts Konkretes in der Hand. Es gab so viel Spekulation, doch wir wollen uns nicht an Spekulationen festhalten, die sich dann als falsch herausstellen. Manche dieser Spekulationen klingen recht logisch und folgerichtig angesichts der allgemeinen Situation unseres Landes, wie etwa die Unsicherheit, die politischen Auseinandersetzungen und die Konflikte zwischen Fulani-Viehhirten und Bauern. Wir können weder sagen, dass diese Spekulationen falsch sind, noch können wir sie bestätigen. Es handelt sich um Möglichkeiten, doch bevor wir nicht Fakten in der Hand haben, können wir nichts dazu sagen. Hoffentlich wird jemand festgenommen werden und die wahren Motive hinter dem Anschlag gestehen.

Gab es bereits Konflikte im Bundesstaat Ondo, entweder durch militante Islamisten oder durch Fulani-Viehhirten?

Im Allgemeinen ist es in unserem Staat friedlich gewesen. Ab und zu gibt es kleinere Probleme, aber keine ernsten Begebenheiten. Dies ist wirklich ein friedlicher Staat, und es ist schwer zu glauben, dass einheimische Muslime etwas Derartiges tun würden. Es hat immer einen klaren Unterschied zwischen Muslimen im Norden und im Süden des Landes gegeben. Die Muslime, die in unserer Region leben, sind relativ friedlich, und sie haben diese Gräueltat öffentlich verurteilt. Darum können wir sie ihnen nicht einfach die Schuld daran geben.

Was sind die wichtigsten Bedürfnisse der Diözese im Moment?

Es ist für uns eine schwierige Zeit, und wir möchten Sie alle aufrufen, uns in Ihre Gebete einzuschließen, für die Verstorbenen und Verletzten und für ihre Familien in der Diözese zu beten. Wir haben heute mit einer Novene begonnen, und wir möchten alle bitten, mit uns zu beten. Wir rufen auch alle, die können, dazu auf, uns bei den Ermittlungen vor Ort zu helfen. Wir möchten aber auch die Welt auffordern, die Situation der Unsicherheit zu erkennen, nicht nur in unserem Bundesstaat, sondern im ganzen Land, denn die Unsicherheit hat jetzt buchstäblich das ganze Land erfasst. Und wenn ich der aktuellen Regierung etwas sagen dürfte, würde ich ihr sagen, dass es nicht unehrenhaft ist, zurückzutreten, wenn man mit einer Situation konfrontiert ist, derer man nicht Herr werden kann. Wenn das Land unregierbar geworden ist, sollte es ehrenhaft sein, zurückzutreten und Raum für jemand anderen zu lassen, der einspringt und der die Situation besser im Griff haben könnte. Wir dürfen uns nicht von der Gier leiten lassen.

Sind Sie besorgt, dass die christliche Gemeinschaft versuchen könnte, sich an den mutmaßlichen Schuldigen für die Geschehnisse zu rächen?

Der Bischof appelliert weiterhin an die Öffentlichkeit, friedvoll zu sein, gesetzestreu, und nicht die Rechtsprechung in die eigenen Hände zu nehmen. Keiner sollte losgehen, um Böses mit Bösem zu vergelten. Das ist ganz und gar nicht die christliche Art zu leben. Sogar in dieser Situation beantworten wir Böses mit Frieden. Das ist leicht gesagt, aber schwer, in die Tat umzusetzen, doch auf lange Sicht werden wir entdecken, dass dies besser für die Gesellschaft ist.

Wir haben Hoffnung in Gott. Wir sind wie die drei Gefährten im Alten Testament, die in den brennenden Ofen geworfen wurden. Sie sagten: “Wenn unser Gott uns nicht retten kann, dann last uns im Ofen zugrunde gehen.“, und Gott rettete sie. Vielleicht ist das auch eine Herausforderung an Gott, denn die Menschen rufen ihn jetzt an, weil sie die Situation wirklich nicht kontrollieren können. Wir hoffen, dass Er uns helfen wird, wir glauben daran, doch wir haben Angst. Die Menschen werden vielleicht die Sache in die eigene Hand nehmen wollen, denn vielen Menschen ist mittlerweile alles egal. Darum haben wir an die Öffentlichkeit appelliert, darauf zu verzichten und nicht noch mehr Schaden anzurichten.

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