Es besteht eine große Zahl von Herausforderungen für die erfolgreiche Rückkehr und die Wiedereingliederung der Vertriebenen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.

Die grundlegende Infrastruktur

Die grundlegendste Infrastruktur wurde vom ISIS vollständig zerstört, und die Artillerie und die Luftangriffe der Koalition haben Straßen sowie die Fundamente vieler öffentlicher Gebäude beträchtlich beschädigt. Die Straßen von Trümmern zu befreien und Straßen, Strom- und Wasserversorgung wieder instand zu setzen, sollte für die Zentralregierung und/oder die Regionalbehörden eine klare Priorität darstellen. Andere staatliche Dienstleistungen wie Polizei, Feuerwehr, Müllabfuhr, Gesundheitseinrichtungen und Schulen sollten so bald wie möglich wieder bereitgestellt werden.

Wirtschaftliche Faktoren

Vor der Besetzung durch den ISIS, bestand die Wirtschaft in der Ninive-Ebene in starker landwirtschaftlicher Produktion, Privatwirtschaft und Beschäftigung durch die Regierung. Die Anbaufläche der Dörfer des Gebietes war ein Hauptzentrum des Getreideanbaus in der Region. Die Wiederbelebung dieser wichtigen Tätigkeit hängt sowohl von der Rückkehr der Bevölkerung als auch von der sorgfältigen Räumung der Landminen und anderer Waffen des ISIS ab.

Privater Handel und staatliche Dienstleistunden müssen mit der Hilfe lokaler Regierungen und Gruppierungen der Zivilgesellschaft wiederaufgenommen werden. Die Regierung sollte bekanntgeben, dass die Gehälter wieder gezahlt werden, sobald die Staatsdiener zurückkehren. Einige der IDPs werden während der Übergangszeit weiterhin in Alqosch oder Erbil arbeiten, aber sie sind bereit, in ihre Dörfer zurückzukehren, sobald die Sicherheit gewährleistet ist.

 Politische Erwägungen

Die Regierung ist für die grundlegende Infrastruktur verantwortlich: Wasser, Strom, Straßen. Somit ist es dringend notwendig, es abzuklären, welche Regierungseinheit direkt zuständig ist. So ist es beispielsweise nicht klar, ob Dörfer, die von der Peshmerga befreit wurden, unter der Jurisdiktion der Kurdischen Regionalregierung stehen oder nicht. Es tritt de facto eine Grenze auf, die zwischen den von der Peshmerga und den durch die irakische Armee befreiten Dörfern gezogen wird. Die von der Peshmerga befreiten Dörfer, die vor allem chaldäisch sind, profitieren von einer schnelleren Bürokratie in Erbil und könnten in der Tat dauerhaft von der Kurdischen Regionalregierung beansprucht werden. Auf der anderen Seite der Grenzlinie liegen vor allem syrisch-katholische Ortschaften wie Karakosch und Bartella. Mossul gehört nicht zur Ninive-Ebene.

 Bildung und Gesundheitsfürsorge

Nach der Zusage von Sicherheit und dem Wiederaufbau der Häuser ist die dritte Bedarf der Vertrieben die Ausbildung ihrer Kinder. Die meisten Grund- und weiterführenden Schulen stehen in der Verantwortung der Regierung, aber auch die religiösen Orden brauchen Hilfe, um ihre Schulen rechtzeitig zum kommenden Schuljahr wieder instand zu setzen.

Gleiches gilt auch für die wichtigsten Gesundheitseinrichtungen. Die wenigen, die von religiösen Orden betrieben werden, könnten mit privater Unterstützung wiedereröffnet werden.

Sicherheit

Nach der endgültigen Beendigung der Kampfhandlungen müssen die Städte einschließlich der Häuser und Felder sorgfältig von Sprengstoffen befreit werden. Diese Aufgabe liegt ebenfalls in der Verantwortlichkeit von Regierungen oder internationaler Körperschaften mit der notwendigen Expertise in diesem Bereich.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Familien ist damit verbunden, dass sie mit ihren Nachbarn konfrontiert sind, von denen einige die Präsenz des ISIS dazu nutzten, ihre Häuser zu plündern (vor allem in Karakosch). Ähnlich kam es in Bartella zu Land Grabbing (=unberechtigter Aneignung von Grundstücken) durch die irakische schiitische Bevölkerung (Schaback) im Umland des Dorfes.

Aber auch auf einer allgemeineren Ebene besteht dringender Bedarf an aktiven Friedens- und Versöhnungsbemühungen, da zur Zeit niemand die Verantwortung für den Frieden zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen übernimmt. Ausschlaggebend ist, dass die Rechtmäßigkeit der Präsenz irakischer Christen von den anderen Gemeinschaften verstanden und akzeptiert wird.