Die systematische Gewalt gegen nigerianische Christen durch Fulani-Hirten stellt einen Völkermord dar. So die Worte eines führenden katholischen Bischofs, der betonte, dass auch Muslime der Gewalt zum Opfer fallen.
Nach der Hinrichtung von fünf Entwicklungshelfern durch die Terrorgruppe Islamic State West African Province (ISWAP) äußerte der Bischof von Sokoto, Matthew Hassan Kukah, gegenüber dem katholischen Hilfswerk Aid to the Church in Need (ACN), er sei der Meinung, dass die jüngste Gewalt der Natur nach einem Völkermord gleichkomme.
Als er gefragt wurde, ob er zustimme, dass die Tötung von Christen durch Fulani laut internationalem Recht als Genozid eingeordnet werden könne, sagte der Bischof: „Das glaube ich.“ Er fügte hinzu, dass auch Muslime unter den Opfern der Gewalt seien. „Diese Tötungen dürfen nicht nur auf Christen eingegrenzt werden, denn sie sind weitaus schlimmer im vorwiegend muslimischen Norden gewesen, in Staaten wie Katsina, Sokoto und Zamfara.“
Der ISWAP veröffentlichte kürzlich ein Video, das die Hinrichtung der fünf Entwicklungshelfer zeigt, von denen Berichten zufolge drei Christen waren. Es sollte als Warnung für „all jene“ gelten, „die von Ungläubigen benutzt werden, um Muslime zum Christentum zu bekehren“.
Bischof Kukah sagte, es gebe „überhaupt keine Diskussion darüber“, dass Nigeria ein weitgehend gescheiterter Staat sei.
Er fügte hinzu: „Das ist ein altes Geheimnis. Das Land lässt seine Leute im Stich, doch die Ölgesellschaften machen auch noch einen Reibach mit dem Kadaver.“ Es sei „für alle deutlich sichtbar“, dass Nigeria ein Epizentrum des Terrorismus in der Region sei.
Bischof Kukah deutete an, dass die Regierung an der Gewalt mitschuldig sei. Er sagte: „Es gibt viele verschiedene Ebenen der Finanzierung. Im Laufe der Zeit hat der Terrorismus sich selbst durch Kriminalität, Gewalt und Entführungen finanzieren können, und es wird befürchtet, dass die Regierung diese Gruppen unbeabsichtigt finanziert, vor allem, weil sie die Sicherheitsbehörden infiltriert haben. Die Regierungen haben große Summen an Lösegeld bezahlt, stimmen augenscheinlich die Terroristen versöhnlich, retten entführte Bürger und Ähnliches mehr.“ Er fügte hinzu: „Die Ineffizienz des Militärs hat die Terroristen mutiger gemacht, und es gibt auch Elemente der Komplizenschaft auf verschiedenen Ebenen des Militärs.“ Bischof Kukah kritisierte die westlichen Mächte, die nicht mehr getan haben, um Nigeria zu helfen. Er sagte: „Wir hören Versprechungen von den USA und Europa und sie verlaufen alle im Sande.“
Bischof Kukahs Äußerungen entsprechen den Ergebnissen des im Juni veröffentlichten Berichts der britischen Allparteien-Fraktion für internationale Religions- und Glaubensfreiheit mit dem Titel „Nigeria – Unfolding Genocide?“ (Nigeria – ein sich entwickelnder Genozid?).