Seit 2012 gibt es in der Erzdiözese Prag pastoral-psychologische Kurse für Priester, die von den Prager Karmelitenpatres initiiert und durchgeführt werden. Die Erfahrungen sind sehr positiv, und die Nachfrage ist groß. Denn viele Priester haben während ihrer Ausbildung keine psychologische Schulung erhalten, sind aber in der Seelsorge heutzutage mit immer mehr Problemen konfrontiert, für die es neben der geistlichen Ausbildung auch psychologischer Kenntnisse und Erfahrung bedarf, um den Ratsuchenden angemessen helfen zu können.
Dazu kommt, dass es auch für die Priester selbst von Vorteil ist, sich selbst und andere Menschen besser zu verstehen und mit den eigenen Problemen und Emotionen adäquat umgehen zu können. Denn auf diese Weise lassen sich frühzeitig Erschöpfungszustände und Burnout, Enttäuschung und Frustration vermeiden, die ansonsten im schlimmsten Fall dazu führen können, dass ein Priester sein Amt nicht mehr ausüben kann oder will oder dass er nicht mehr in der Lage ist, sich wirklich in den Dienst Gottes und der Menschen zu stellen.
Brandaktuell ist dieses Thema auch angesichts der Missbrauchsskandale und einer insgesamt gesteigerten Aufmerksamkeit für das Problem übergriffigen Verhaltens sowie des Risikos eines Machtmissbrauchs im Kontext einer seelsorgerischen Beziehung – nicht nur mit Minderjährigen, sondern mit jeder ratsuchenden und dadurch verletzlichen Person. Hier bereits auf erste Warnsignale zu achten und eine hohe Sensibilisierung für das eigene Verhalten zu entwickeln, ist überaus wichtig.
An den Kursen, die dreieinhalb Jahre dauern, nehmen jeweils 10 – 12 Priester und Diakone teil. Jährlich finden vier Treffen statt, die jeweils zwei bis fünf Tage dauern und aus theoretischen und praktischen Komponenten bestehen. Geleitet werden sie von einem Therapeuten sowie von Pater Pavel Pola, einem Karmelitenpater mit pastoralpsychologischer Erfahrung.
Die Teilnehmer zahlen zwar einen Beitrag für den Kurs, aber finanziell stehen die Priester in der Tschechischen Republik nicht gut da, und so müssen die Kursgebühren moderat sein. Allerdings ist es nicht möglich, damit alles Kosten zu decken. ACN möchte daher den Kurs im Jahr 2021 mit 4.000 Euro unterstützen.