Burundis Verfassung von 2018 garantiert in Artikel 31 das Recht auf freie Meinung und Meinungsäußerung, auf Religions-, Gedanken- und Gewissensfreiheit sowie in Artikel 32 das Recht auf Versammlungs- und Organisationsfreiheit im Sinne des Gesetzes. Alle Staatsbürger Burundis sind in Bezug auf „ihren Wert und ihre Würde“ gleich und genießen „dieselben Rechte und […] denselben gesetzlichen Schutz“; sie können vom „sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Leben nicht aufgrund ihrer Rasse, Sprache, Religion, ihres Geschlechts oder ihrer ethnischen Herkunft ausgeschlossen werden“ (Artikel 13).
Angelegenheiten der Religionsfreiheit werden in Burundi durch dieselben gesetzlichen Bestimmungen geregelt, die für die Registrierung und Arbeit gemeinnütziger Organisationen gelten. Laut diesen Bestimmungen müssen sich alle Religionsgemeinschaften beim Innenministerium unter Vorlage ihrer Statuten sowie einer Liste mit den Namen und persönlichen Daten ihrer Vorstandsmitglieder registrieren lassen. Erteilt das Ministerium eine Genehmigung, dürfen die Gemeinschaften ihren Aktivitäten frei nachgehen.
Burundi ist vorwiegend christlich geprägt. Eine muslimische Minderheit, die größtenteils aus Sunniten besteht, lebt vor allem in den Städten.
Im Berichtszeitraum litt Burundi noch immer unter den politischen und sozialen Spannungen, die Mitte 2015 ihren Anfang nahmen. Damals trat Präsident Pierre Nkurunziza zum dritten Mal bei der Präsidentschaftswahl an. Obwohl die politischen Rechte in Burundi ernsthaft bedroht sind, findet in Bezug auf die Religionsfreiheit kein systematischer Missbrauch statt. Dennoch gab es einige massive Einschränkungen bei der freien Ausübung des Glaubens.
Bei den Neuwahlen Anfang 2020 wurden religiöse Themen zu politischen Zwecken instrumentalisiert. So bediente sich Präsident Nkurunziza einer religiösen Rhetorik, als er bekundete, dass er auf die Entscheidung Gottes vertraue. Ebenso ließ er in der Vergangenheit verlauten, dass Gott ihn auserwählt habe, das Land zu regieren. 2017 startete die Regierung eine Kampagne zur „Förderung der Moral in der (burundischen) Gesellschaft“ und rief in diesem Zuge zusammenlebende unverheiratete Paare zur Eheschließung auf. Im März 2018 verlieh die Regierungspartei CNDD-FDD dem Präsidenten sogar den Titel „ewiger oberster Führer“. Allerdings verstarb Nkurunziza im Juni 2020 Berichten zufolge an Covid-19.
Die religiösen Oberhäupter verschiedener Glaubensrichtungen haben versucht, die interreligiösen Beziehungen innerhalb der Zivilgesellschaft zu verbessern, auch wenn ihre Initiativen manchmal durch politische Differenzen belastet waren. 2018 nahmen die katholische und die evangelische Kirche neben der islamischen Gemeinschaft an glaubensübergreifenden Dialogveranstaltungen teil, die von örtlichen und internationalen Nichtregierungsorganisationen unterstützt wurden. Im November 2018 hielt die katholische Kirche von Burundi einen Workshop ab, an dem 47 Religionsführer verschiedener Glaubensrichtungen teilnahmen. Damit sollten die Fähigkeit der Religionsgemeinschaften zur Konfliktlösung und ihr friedliches Miteinander gefördert werden.
Im April 2018 kehrten rund 2.500 Anhänger von Eusébie Ngendakumana, einer unter dem Namen „Zebiya“ bekannten Sektenführerin, nach Burundi zurück. Zuvor hatten sie zunächst Asyl in der Demokratischen Republik Kongo und später in Ruanda gesucht. Die Gemeinschaft verließ 2013 nach einer Auseinandersetzung mit staatlichen Sicherheitskräften und der Verfolgung einiger Mitglieder das Land. Da diese Gemeinschaft den Behörden zufolge nicht ordnungsgemäß zugelassen ist, wurde ihr Schrein in der Provinz Kayanza geschlossen. Rund 30 Sektenmitglieder wurden in Nachbarländern verhaftet, weil sie den Vorgaben zur Gesundheitsvorsorge und biometrischen Registrierung des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen aus Glaubensgründen nicht Folge leisten wollten. Deshalb beschlossen die Sektenanhänger, im April 2018 nach Burundi zurückzukehren. Bei ihrer Ankunft sorgte die Regierung dafür, dass sie in ihre Dörfer gebracht wurden. Der rechtliche Status der Gemeinschaft bleibt im Unklaren und der Schrein in Kayanza ist weiterhin geschlossen.
Häufige Gewalthandlungen wurden gemeldet, weil Menschen der „Hexerei“ beschuldigt wurden. Hinter den Anschuldigungen verbargen sich keine religiösen Motive, sondern persönliche Streitigkeiten oder Landkonflikte. Am 25. Oktober 2018 wurde aufgrund solcher Vorwürfe das Haus eines Mannes in der Provinz Cibitoke in Brand gesetzt. Ein anderer der Hexerei bezichtigter Mann wurde am 5. November 2018 enthauptet vorgefunden.
2019 gab es laut offiziellen Berichten keine Verletzung der Religionsfreiheit. Die Beziehung zwischen internationalen religiösen Organisationen und der Regierung scheint stabil zu sein. Allerdings brachten örtliche geistliche Oberhäupter die Beschwerde vor, dass die politische Instabilität das friedliche Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften des Landes bedrohe.
Anfang Mai 2020 setzte die Katholische Kirche bei den Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen insgesamt 2.716 Wahlbeobachter ein, die neben einigen Unregelmäßigkeiten vor allem einen Mangel an Transparenz und Objektivität feststellten. Am 20. Mai 2020 gewann Évariste Ndayishimiye die Präsidentschaftswahl. Die Oppositionspartei CNL bezichtigte die neue Regierung des Wahlbetrugs. Zu den von den kirchlichen Beobachtern ermittelten Unregelmäßigkeiten zählten Einschüchterungsversuche durch Beamte. Dadurch seien Wahlbeobachter derart unter Druck gesetzt worden, dass sie Strichlisten bereits vor Auszählung der Stimmen unterzeichneten.
Obwohl sich die politische und soziale Situation im Land verschlechtert, wird das Recht auf Religionsfreiheit respektiert, und es liegen keine Meldungen über Einschränkungen in religiöser Hinsicht vor. Es besteht vielmehr Grund zur Hoffnung, da sich die religiösen Oberhäupter des Landes für einen glaubensübergreifenden Dialog, ein friedliches Miteinander und für Konfliktlösung einsetzen. Auch spezielle Aufrufe von weiblichen Ordensgemeinschaften der Katholischen Kirche tragen zur Förderung des religionsübergreifenden Dialogs in Burundi bei.
„Friede und Einheit“ lauteten die zentralen Aspekte der Botschaft, die die katholischen Bischöfe Burundis an die Bevölkerung richteten, als der ehemalige Präsident des Landes Pierre Nkurunziza unerwartet am 8. Juni 2020 verstarb.