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Ukraine: „Viele Menschen haben Angst vor dem Winter“

Die russischen Angriffe und der Winter werden eine gewaltige Energiekrise verursachen

Bei Temperaturen unter Minus 20 Grad Celsius wird es im Winter für die Bevölkerung sehr schwierig sein, zu überleben, wenn sie keine Möglichkeit zu heizen hat. ACN sagt Beihilfe zur Linderung der Energiekrise zu.

„Wir befürchten, dass die Welle russischer Angriffe und der Wintereinbruch in Regionen, wo aufgrund der dafür fehlenden Infrastruktur das Heizen nicht mehr möglich ist, zu einem noch stärkeren Anstieg der Zahl der Vertriebenen führen werden. Es sind vor allem Frauen mit Kindern, deren Ehemänner im Krieg umgekommen sind oder an der Front stehen“, sagt Magda Kaczmarek, Projektleiterin für Ukraine bei Aid to the Church in Need (ACN), die gerade von einer Reise in das Land zurückgekehrt ist.

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Magda Kaczmarek with capuchins in their new monastery (Nov. 2022).

Nach Angaben der ukrainischen Regierung sind 50 % der Energieanlagen zerstört worden. Kaczmarek meint, dass „die neuen russischen Drohnenangriffe in erster Linie nicht auf strategische militärische Ziele abzielen“, sondern darauf, „das tägliche Leben der Ukrainer zu verschlimmern“ und es „unmöglich zu machen, den Winter an diesen Orten zu überleben.“

Als Reaktion auf die Notlage hat das Hilfswerk ein Finanzhilfepaket zur Bewältigung der Energiekrise in der Ukraine geschnürt. Dazu gehören der Kauf von Heizöfen und Stromgeneratoren, darunter 40 kleine Generatoren für das Exarchat Donetsk, wo vor einigen Tagen zwei Priester gesetzwidrig von russischen Milizen festgenommen wurden. Dazu kommen Projekte zum Austausch von Heizungsanlagen in drei Pfarreien, zwei Schwesternklöstern, einem Bischofshaus, einem Pfarrhaus und dem Priesterseminar in Ternopil.

Als Beispiel für eine solche Hilfe sei der Kauf von kleinen Holzöfen für die Diözese Charkiw-Saporischschja in der Ostukraine erwähnt, etwa 30 km von der russischen Grenze entfernt, wo die Winter sehr streng sind. Kaczmarek konnte aus Sicherheitsgründen nicht dorthin reisen, aber sie steht in regelmäßigem Kontakt mit der Ortskirche.

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Menschen, die im Kloster der Albertiner-Brüder in Saporischschja auf Essen warten

Ein Teil der Diözese wurde von russischen Truppen besetzt; in den befreiten Gebieten sind die Häuser teilweise oder vollständig zerstört. In der Diözese hat der Krieg viele Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet und Arbeitsplätze und Wohnungen verwüstet.

„Viele Menschen haben Charkiw verlassen, aber die Alten, die Kranken und viele arme Menschen sind geblieben. Natürlich haben sie Angst vor dem Winter. Viele fragen sich, wie sie durchhalten sollen, da die Preise so drastisch gestiegen sind und es immer schwieriger wird, Wasser, Gas und Strom zu bekommen“, führt Kaczmarek aus.

Der Bischof der lateinischen Diözese Charkiw-Saporischschja, Pavlo Honcharuk, bittet ACN aus Sorge vor dem Einbruch des Winters um Hilfe, um die schlimmsten Folgen zu verhindern: „Wir stehen an der Schwelle zum Winter. Für viele wird es eine große Herausforderung sein, ihre Wohnungen zu heizen und etwas zu kochen, denn nicht jeder hat Zugang zu Strom oder Gas. Eine Lösung für dieses Problem könnten kleine Holzöfen sein. Viele Menschen haben sich bereits mit der Bitte um Hilfe an uns gewandt“, erklärt der Bischof gegenüber ACN, das seine Unterstützung zugesagt hat.

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Soforthilfe für 11 Brüder und 3 Novizen der Gemeinschaft St. Andreas der Apostel während des Krieges in der Ukraine

Die Energiesituation betrifft jedoch das ganze Land, nicht nur die Konfliktgebiete, so Kaczmarek. Priesterseminare, Klöster und Kirchengemeinden befürchten, dass das Schlimmste noch bevorsteht. „Wir haben es bei unserem letzten Besuch erlebt. Die Schwestern in einem der Klöster, die wir besuchten, waren ohne Strom, ohne Wasser und das bei unglaublich niedrigen Temperaturen“, sagt die Projektleiterin.

Aus diesem Grund und wegen des Mangels an Strom und Gas wollen viele ihr Heizsystem wechseln. Der Rektor des Priesterseminars in Ternopil, Pater Iwan Rymar, ist einer derjenigen, die um Hilfe bei der Umstellung von Erdgas auf eine zuverlässigere Heizquelle gebeten haben: Brennstoffpellets (gepresste Holzspäne). Das Priesterseminar von Ternopil-Zborivska in Sarwanyzja verfügt über eine eigene Pelletproduktion. Dank der Unterstützung dieses Projekts durch die Wohltäter von ACN kann es die Kosten für die Beheizung der Seminarräume erheblich senken.

„Wir machen in der Ukraine eine äußerst schwierige Zeit durch“, sagt Bischof Pavlo Honcharuk. „Wir danken Ihnen noch einmal für Ihre Hilfe. Wir danken Ihnen auch für die Gebete und die Unterstützung, die wir von so vielen Menschen seit Beginn des Krieges erhalten haben. Möge Gott alle Wohltäter eures Hilfswerks reichlich belohnen.“

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